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Pressemitteilung vom 20. Juli 2004:

DLT und VÖB eröffnen Ulrich von Hassell-Ausstellung

Berlin - “Wir freuen uns, dass wir im Zusammenhang mit den Geschehnissen vom 20. Juli 1944 in unserem Hause diese Ausstellung zu Leben und Wirken des ersten Direktors des Landkreistages, späteren Botschafters und 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichteten Widerstandskämpfers Ulrich von Hassell eröffnen können”, so der Präsident des Deutschen Landkreistages (DLT), Landrat Hans Jörg Duppré (Südwestpfalz), heute in Berlin anlässlich der Ausstellungseröffnung zum Leben des Namensgebers des Verbandsgebäudes am Potsdamer Platz.

Zahlreiche Exponate zu Leben und Werk des Widerstandskämpfers Ulrich von Hassell sind ab heute im gemeinsamen Verbandsgebäude des DLT und des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) in Berlin-Mitte zu besichtigen. Anfang 2003 haben beide Verbände ihr Gebäude in der Lennéstrasse nach von Hassell benannt. Aus Anlass des 60. Jahrestags des gescheiterten Staatsstreichs gegen Hitler vom 20. Juli 1944 hat der DLT bereits seine diesjährige Jahrestagung im Juni der Erinnerung an Ulrich von Hassell gewidmet. Ehrengast Johann Dietrich von Hassell, der mittlerweile 88-jährige Sohn von Hassells, unterstrich während einer Feierstunde den Gedanken der kommunalen Selbstverwaltung und brachte zum Ausdruck, dass sich dieses Strukturprinzip über Jahrzehnte hinweg bewährt und entwickelt hätte und fast zu etwas Selbstverständlichem geworden sei. Dennoch sei es nach wie vor notwendig, die vielen unterschiedlichen Interessen der einzelnen Körperschaften zu bündeln und gegenüber der Politik zu artikulieren. Präsident Duppré würdigte den ersten Verbandsdirektor mit den Worten: “Ulrich von Hassell hat für dieses Bewusstsein vom Wert der Selbstverwaltung im Staat einen entscheidenden Beitrag geleistet.”

Hassell wurde 1881 in Anklam, Pommern, geboren. Er studierte Jura und trat 1909 als Assessor in das Auswärtige Amt ein. Nach schwerer Verwundung zu Beginn des Ersten Weltkrieges konnte er zunächst nicht in den auswärtigen Dienst zurückkehren und ging 1916 als Regierungsrat nach Stettin. Aus dieser Funktion heraus wurde Hassell Anfang 1917 zum Direktor des Verbandes der preußischen Landkreise, dem Vorläufer des Deutschen Landkreistages, gewählt und übte dieses Amt bis 1919 aus. Hassell verfasste in dieser Zeit zahlreiche grundlegende Beiträge über die kommunale Selbstverwaltung, auf die er in den 1940er-Jahren konzeptionell zurückgriff.

Hassell kehrte Ende 1919 in den auswärtigen Dienst zurück, wo er nach Stationen in Rom, Barcelona, Kopenhagen und Belgrad im Jahre 1932 als Botschafter in Rom berufen wurde. Auf Grund seiner deutlichen Skepsis gegen die Neuorientierung der deutschen Außenpolitik wurde Hassell 1938 aus Rom abberufen und schied aus dem auswärtigen Dienst aus.

Als konsequenter Gegner von Hitlers Kriegsplänen wurde er eine Hauptfigur des konservativen Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime. Wegen seiner Beteiligung an dem Staatsstreich am 20. Juli wurde von Hassell in Berlin von der Gestapo verhaftet. Nach zweitägiger Verhandlung unter Vorsitz von Roland Freisler wurde Ulrich von Hassell am 8. September vom Volksgerichtshof zum Tode durch den Strang verurteilt und am gleichen Tag zusammen mit Wirmer, Leuschner und Lejeune-Jung in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Die Internetseite des Verbandsgebäudes ist unter http://ulrich-von-hassell-haus.de zu erreichen.

Berlin, den 20. Juli 2004